In San Francisco gibt es zwei Dinge, die man (meiner bescheidenen Meinung nach) unbedingt sehen sollte. Erstens selbstverständlich das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt, die Golden Gate Bridge. Das zweite „Must Do“ in San Francisco ist die mittlerweile verlassene Gefängnisinsel Alcatraz, deren Name Synonym für absolute Höchststrafe geworden ist. Berüchtigte Kriminelle wie Al Capone, Robert Franklin Strout und Machine Gun Kelly verbüßten hier ihre Haftstrafen und es gab einige spektakuläre Ausbruchsversuche. Die Lage von Alcatraz, die eine Flucht unmöglich scheinen lässt, obwohl die Stadt und die Freiheit doch so nah scheinen und der erbarmungslose Ruf des Hochsicherheitsgefängnisses faszinieren die Menschen nach wie vor und ziehen über eine Million Besucher pro Jahr an.
Die Geschichte von Alcatraz
Die kleine Insel wurde vom Spanier Juan Manuel de Ayala erstmals erwähnt, welcher als erster Europäer in die Bucht von San Francisco segelte. Wegen der vielen Pelikane dort gab er der Insel den Namen Isla des Alcatraces (was aber in der heutigen Wortbedeutung wohl eine andere Vogelart bezeichnet).
Natürlich beginnt die Geschichte der Insel schon lange vor den weißen Seefahrern, denn Funde zeigen, dass der Ort bereits von indianischen Stämmen genutzt wurde. Genaueres ist mir darüber allerdings nicht bekannt.
Da Kalifornien einst zu Mexiko gehörte, waren es auch die Mexikaner, welche die ersten Gebäude auf der Insel errichteten. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts fiel Kalifornien nach dem Mexikanischen Krieg an die USA, kurz darauf begann der Goldrausch, welcher für eine unglaubliche Bevölkerungsexplosion sorgte.
Der Leuchtturm auf Alcatraz und damit der allererste Leuchtturm der Westküste, wurde 1852 gebaut, um den Schiffen die Einfahrt in die oft neblige Bucht zu erleichtern. Lustigerweise musste die Linse für den Leuchtturm aus Frankreich importiert werden und kam erst 1853 an. Ein weiteres Jahr verging, bis man überhaupt jemanden gefunden hatte, der die Linse einbauen konnte. Da der später errichtete Zellenblock den freien Blick auf dem Leuchtturm blockierte, wurde er neu errichtet. Dieser zweite Leuchtturm steht heute immer noch.
In den 1850er Jahren, nachdem die Insel nicht mehr unbedingt als Abwehrstellung gebraucht wurde, begann die Nutzung von Alcatraz als Militärgefängnis. Vor allem während des Sezessionskrieges wurden hier Soldaten gefangen gehalten. Anfang des 20. Jahrhunderts war man wegen der Verfalls der alten Gebäude gezwungen, einen neuen Zellenbau zu errichten, welcher 1911 fertig gestellt wurde.
1933 endete dann die militärische Nutzung und Alcatraz wurde als Bundeshochsicherheitsgefängnis wieder eröffnet. Die Lage von Alcatraz, das eiskalte Wasser der Bucht und die gefährlichen Strömungen ließen die Insel für diesen Zweck ideal erscheinen. Fast 30 Jahre lang internierte man hier Straftäter, die in anderen Haftanstalten auffällig geworden waren und als „schwierig“ galten. Der bekannteste Insasse dürfte wohl mit Abstand Al Capone sein.
Alcatraz wird heute vom National Park Service verwalte und ist nicht nur ein geschütztes Kulturdenkmal, sondern als Nistplatz vieler Vogelarten auch ein Schutzgebiet, weswegen in der Brutzeit von Februar bis September einige Bereiche abgesperrt sind.
Infos zu Tickets, Tour und Überfahrt mit der Fähre
Alcatraz ist natürlich extrem beliebt bei Touristen und ihr solltet euch wirklich frühzeitig um Tickets kümmern. Da wir flexibel bleiben wollten und somit nie wussten, wann genau wir wo sein würden, hatten wir keine Tickets vorgebucht und hatten unglaubliches Glück, überhaupt noch welche zu bekommen. Für die Buchung braucht ihr euren Pass, dieser wird auch beim Boarding gecheckt. Außerdem gibt es Vorschriften über die Größe der mitgebrachten Rucksäcke, checkt also auf jeden Fall die FAQ auf der Homepage des Veranstalters.
Die Fähre startet am Pier 33, parken könnt ihr in einer der Garagen in der Nähe. Aber Vorsicht vor Betrügern, uns wollte jemand die Gebühr bar abkassieren, allerdings musste das Ticket am Automaten gelöst werden. Ein Wachmann hat den dreisten, touristenabzockenden Verbrecher verjagt. Es war spektakulär.
Die Tourdauer wird mit ungefähr 2,5 bis 3 Stunden angegeben, man kann aber auch deutlich mehr Zeit dort verbringen, wenn man sich alles in Ruhe ansehen möchte. Da wir nur Tickets für eine relativ späte Tour bekommen haben und die letzte Fähre zurück nehmen mussten, konnten wir uns nachdem wir uns im Zellenblock gut Zeit gelassen hatten, nicht mehr ausgiebig auf der restlichen Insel umsehen. Aber das wichtigste haben wir uns in aller Seelenruhe anschauen können.
Verlässt man die Fähre an der Anlegestelle, steht man direkt vor einem großen mehrstöckigen Gebäude. Früher diente es als Militärkaserne, später waren hier die Gefängnismitarbeiter und ihre Familien untergebracht. Zeitzeugen berichten, dass die Jobs auf der Insel tatsächlich mitunter aus dem Grund sehr beliebt waren, dass die Wachen und andere Mitarbeiter mit ihren Familien während ihrer Dienstzeit dort leben konnten. So war man „aus der Stadt raus“, hatte es vergleichsweise ruhig und wenn ich mir vorstelle, wie gepflegt und wunderschön angelegt diese Insel früher wohl einmal war, kann ich absolut verstehen, was jemanden hierhin zog. Wenn man denn den riesigen Zellenblock im Hintergrund ausblenden kann, versteht sich. Die Kinder wurden übrigens täglich mit der Fähre zur Schule aufs Festland gebracht. Heute sind in diesem großen Gebäude ein kleines Cafe, ein Buch- und Souvenirshop, sowie eine Dauerausstellung über Alcatraz, die auch die Zeit vor der Nutzung als Hochsicherheitsgefängnis behandelt, untergebracht.
Wendet man sich nach rechts und geht den Weg leicht bergauf in Richtung Zellenblock, fällt der Blick als erstes auf den großen Wachturm. Danach folgt ein ziemlich zerfallenes Gebäude, das einst das Offizierscasino war, von dem wegen eines Brandes nur noch das Gerippe übrig ist. Hier konnten die Angestellten früher ihre Freizeit verbringen, es gab eine Bar mit Tanzbereich, eine Turnhalle und sogar zwei Kegelbahnen. Weiter hinten befinden sich noch das eigene kleine Elektrizitätswerk und andere Versorgungsgebäude.
Weiter den leichten Anstieg nach oben gelangt man schließlich zum größten Gebäude der Insel, dem Zellenblock. An der Stirnseite des Blocks befindet sich an einem großen Platz der berühmte Leuchtturm, sowie das riesige Wohnhaus des Gefägnisdirektors. Auch dieses ist komplett zerfallen, doch es umfasste einst ganze 17 Zimmer, Ziergärten und Gewächshäuser und muss mit seiner Aussicht sicherlich ziemlich eindrucksvoll gewesen sein. Weiter vorne auf der Insel standen früher weitere Gebäude, die aber, als das Gefängnis aufgegeben wurde, abgerissen wurden, ehe man dann beschloss, die Insel für Besucher zu erhalten. Ein paar Trümmer kann man immer noch erkennen.
Die Tour durchs Hochsicherheitsgefängnis von Alcatraz
Die Tour durch das Hochsicherheitsgefängnis startet, wie für die Gefangenen auch, im großen Duschraum, wo alle zusammen duschen mussten. Abtrennungen gibt es natürlich nicht, nur die Duschköpfe in der Mitte und eine Seifenschale auf einer Stahlstange. Mehr nicht. Am Ende des Raumes befindet sich ein mit Gittern abgetrennter Bereich, wo die Gefangenen ihre Kleidung abgeben konnten und neue Kleidung ausgegeben wurde, auch die Neuankömmlinge wurden hier ausgestattet. Alcatraz war eines der wenigen Gefängnisse mit Warmwasserduschen. Dies diente aber einzig und allein dem Zweck, dass die Gefangenen sich nicht an kaltes Wasser gewöhnten, um ihnen eine eventuelle Flucht durch das eiskalte Wasser der Bay noch unattraktiver zu machen.
Am Ende des Duschraumes wird der Audioguide ausgegeben, der in vielen verschiedenen Sprachen erhältlich ist. Der Preis ist im Ticket inkludiert, wenn ihr ihn nicht nutzen möchtet, könnt ihr euch, soviel ich weiß, den Preis dafür zurückerstatten lassen. Ich persönlich würde euch den Audioguide aber sehr ans Herz legen, denn ich habe selten eine Tour erlebt, die so gut und unterhaltsam gestaltet war. Der Audioguide wird nämlich nicht nur von einem normalen Erzähler gesprochen, der euch interessante Details erklärt, sondern auch echte Zeitzeugen, Wärter wie Häftlinge kommen zu Wort. Es ist wirklich extrem interessant.
You are entitled to food, clothing, shelter and medical attention. Anything else is privilege.
Der Zellenblock
Als erstes führt euch der Audioguide in den Zellenblock. Dieser hat drei Ebenen, von denen man als Besucher allerdings nur die untere ansehen kann. Für damalige Verhältnisse war Alcatraz wohl ziemlich modern ausgestattet. Die Türen ließen sich elektronisch öffnen und verriegeln, es gab Metalldetektoren und Bewegungsmelder. Das Gefängnis wurde konstant geheizt, es gab warmes Wasser, elektrisches Licht überall, wobei durch die Oberlichter in der Decke des Zellenblocks sowieso immer ausreichend Tageslicht hineinfiel.
Die Zellen an sich sind nur ca. 1,50 x 2,70 groß, darin befinden sich nur Waschbecken, Toilette und Bett, zwei einfache Regalbretter, sowie Tisch und Stuhl zum herunterklappen. Der Boden besteht aus nacktem Beton. Richtige Käfige also, in denen man unter permanenter Beobachtung stand – nicht nur von den Wachen, sondern auch von den Häftlingen in den gegenüberliegenden Zellen. Zwischen 16 und 23 Stunden verbrachten die Häftlinge täglich in diesen Zellen, je nachdem, welche Privilegien sie sich verdient hatten.
Die Zelle des berühmtesten Häftlings, Al Capone, befindet sich im ersten Stock und kann leider nicht besichtigt werden. Allerdings unterscheidet sie sich wohl auch nicht von den anderen Zellen, hier hatte der gute Mann wohl nicht so viele Privilegien, wie in anderen Anstalten zuvor.
An den Stirnseiten, an beiden Enden des sogenannten „Broadway“, dem Hauptgang zwischen den Zellenblöcken B und C, befindet sich ein komplett von oben bis unten vergitterter Gang. Im Gegensatz zu den zur Sicherheit unbewaffneten Wachen unten im Zellenblock patroullierten hier bewaffnete Wachen, weswegen der Gang auch als Gun Gallery bezeichnet wird.
Die Besuchsräume sind auch nicht das, was wir heute kennen. Von „Raum“ kann man schon mal gar nicht sprechen, denn die Häftlinge durften den Zellenblock nicht verlassen und konnten nur an einer Wand, in die an jedem Platz ein winziges Sichtfenster eingelassen war mit dem jeweiligen Besucher sprechen. Natürlich wurden auch diese Gespräche komplett überwacht und es durfte z.B. weder über aktuelles Zeitgeschehen, noch über Details des Gefängnislebens gesprochen werden. Die Insassen durften einen Besucher pro Monat empfangen.
Darüber hinaus herrschte den ersten Jahren von Alcatraz herrschte im Gefängnis striktes Redeverbot. Dies wurde allerdings nach einiger Zeit gelockert und es war den Gefangenen erlaubt, sich im Zellenblock und beim Essen leise zu unterhalten.
Es gab auch eine Bücherei, aus der sich die Gefangenen bis zu 12 Bücher gleichzeitig ausleihen konnten. Dazu bekamen sie einen Katalog, bestellten die Bücher per Zettel und ein Mitarbeiter lieferte ihnen die Bücher in die Zellen. Der durchschnittliche Insasse las zwischen 75 und 100 Bücher pro Jahr.
D Block – Die Isolations- und Dunkelhaftzellen
Brich die Regeln und du gehst ins Gefängnis. Brich die Gefängnisregeln – und du gehst nach Alcatraz.
Nach Alcatraz kamen ausschließlich Gefangene, die in anderen Gefängnissen für zu viel Ärger gesorgt hatten und die wieder „auf Spur gebracht“ werden sollten. Alcatraz war eine Zwischenstation und reine Strafanstalt, in der kein Gedanke an Resozialisierung verschwendet wurde. Wer in Alcatraz nicht spurte, wurde in Isolationshaft gesteckt. Die Einzelzellen befinden sich in Block D, einem von den anderen Blöcken abgetrennter Bereich. Wer hier hin kam, durfte diese Zelle für die Dauer seiner Strafe nicht verlassen. Der Insasse durfte nicht zur Arbeit, auch das Essen wurde in der Zelle eingenommen.
Die schlimmsten Zellen, „The Holes“, das sind die winzigen, dick gepanzerten Zellen 9 bis 14 am Ende von Bock D, in denen man in kompletter Dunkelheit saß. Während der Tour kann man diese Isolationszellen betreten und wer auch nur den kleinsten Funken Empathie besitzt, wird hier ein richtig beklemmendes Gefühl bekommen. In den gepanzerten Dunkelzellen wurde den Häftlingen die Kleidung weggenommen, Decken bekamen sie nur nachts. Ansonsten mussten sie auf dem nackten, kalten Betonboden sitzen oder liegen. Auch die Nahrung wurde ihnen entzogen, sie bekamen am Tag nur vier Scheiben Brot, die sie in ihrer Zelle essen mussten. So konnten die Gefangenen bis zu 19 Tage weggesperrt werden. Ich will mir gar nicht vorstellen, was das mit einem Menschen anstellen kann – ich würde wahrscheinlich schon nach wenigen Stunden wahnsinnig werden.
An den Wochenenden durften die Gefangenen für maximal fünf Stunden hinaus auf den Gefängnishof – ein großer, mit hohen Betonmauern umschlossener Platz, wo dermaßen der Wind pfeift, dass es einem direkt die Tränen in die Augen treibt und man schreien muss, um sich zu unterhalten. Wenn ihr schon mal in San Francisco wart, wisst ihr, wie kalt und windig es generell in der Stadt sein kann. Multipliziert das noch einige Male und ihr könnt euch annähernd vorstellen, wie stark der Wind auf diesem Hof peitscht. Entspannend war der Aufenthalt für die Häftlinge hier wohl auch eher nicht.
Die letzte Station, zu der der Audioguide uns führte, waren der Speisesaal und die Küche. Das Essen auf Alcatraz soll für Gefängnisverhältnisse sehr gut gewesen sein, denn jeder weiß: mit gutem Essen vermeidet man Aufstände. Trotzdem lenkt die Stimme im Ohr den Blick auf seltsame Behälter, die in gewissen Abständen an der Decke angebracht sind. Diese enthielten Tränengas und konnten ferngesteuert ausgelöst werden. Zum Einsatz kamen sie allerdings nie, denn man versuchte wohl, Konflikte zunächst zu entschärfen, denn zwangsläufig würden auch die diensthabenden Wachen im Fall der Fälle dem Gas ausgesetzt werden.
Grundsätzlich konnten die Gefangenen essen, so viel sie wollten. Dafür hatten sie allerdings genau 20 Minuten Zeit und am Ende musste der Teller leer sein, denn Reste führten zum Entzug von Privilegien. Auf der Tafel über der Küche befindet sich auch heute noch die Beschriftung des letzten Frühstücks, dass am 21. März 1963 im Gefängnis serviert wurde.
An diesem Tag wurde das Gefängnis letztendlich wegen zu hoher Kosten geschlossen. Ein Bericht von 1959 besagt, dass die Unterhaltung von Alcatraz dreimal so teuer war, wie die eines regulären Gefängnisses. Zusätzlich zu den offensichtlichen Betriebskosten wurde die Lage von Alcatraz dem Gefängnis zum Verhängnis. Der hohe Salzgehalt der Luft und des Wassers (man spülte z.B. die Toiletten mit Salzwasser) und die ständige Feuchtigkeit greifen jegliche Bausubstanz stark an und ständige Renovierungen waren vonnöten.
Die Schlacht von Alcatraz
Während der Tour durch die bedrückend kargen, kalten Gänge führt der Audioguide irgendwann an eine Stelle, an der Einschusslöcher und Spuren von Handgranaten zu sehen sind. Dies sind die Zeugen des blutigsten Fluchtversuchs in der gesamten Geschichte des Gefängnisses, der bekannt wurde als „Die Schlacht von Alcatraz“.
Sechs Insassen gelang es am 2. Mai 1946 tatsächlich, mehrere Wachen in ihre Gewalt zu bringen und sich Zugang zum Waffenraum zu verschaffen. Nachdem sie das komplette Zellenhaus unter Kontrolle hatten, fehlte ihnen nur noch der Schlüssel nach draußen. Der Plan war, sich mithilfe ihrer Geiseln den Zugang zum täglich anlegenden Transportschiff zu verschaffen. Den Schlüssel konnte eine der Wachen allerdings geschickt vor ihnen verbergen und später in eine der Toiletten werfen. Da bisher kein Alarm ausgelöst wurde, betraten ständig neue, ahnungslose Wachen routinemäßig den Zellenblock. So hatten die Gefangenen irgendwann 19 Wachen in ihrer Gewalt. Als ihnen allerdings nach und nach klar wurde, dass ihr Plan fehlgeschlagen war und sie es nicht nach draußen schaffen würden, beschlossen sie, sich den Weg freizuschießen. Sie eröffneten das Feuer auf die Wachtürme, woraufhin dann endlich der Alarm ausgelöst wurde.
Da ihnen ebenfalls bewusst wurde, dass ihre Geiseln gegen sie aussagen würden, begannen sie, auch auf diese zu schießen. An diesem Punkt erkannten drei der sechs Männer, dass es für sie keinen Ausweg mehr geben würde. Sie gaben auf und gingen zurück in ihre Zellen. Vier Stunden später stürmten mehrere Wachen die Gun Gallery, woraufhin die drei übrigen Gefangenen das Feuer eröffneten. Eine Wache starb sofort, vier weitere wurden schwer verletzt. Danach beschloss man, den Strom im Zellenblock abzustellen. Im Dunkeln bezogen dann mehrere bewaffnete Wachen Stellung in der Gun Gallery, um die unbewaffneten Wachen, die den Zellenblock betraten um die Verletzten zu bergen, zu decken. Glücklicherweise fanden sie diese schnell und brachten sie in Sicherheit. Dann eröffnete man das Feuer auf Block D, wo man die Sträflinge vermutete. Diese befanden sich aber dummerweise im normalen Zellenblock, wo man nicht viel ausrichten konnte. Also beschloss man ein rigoroseres Vorgehen, um die drei Aufständischen in einen der Versorgungskorridore und somit in die Falle zu treiben. Die in der Zwischenzeit herbeigerufenen Marines warfen Handgranaten durch ins Dach gebohrte Löcher – und die Spuren dieser Detonationen sieht man eben noch heute. Nach einem weiteren Tag der Verhandlungen, begann man, immer wieder in den Korridor zu feuern. Um 9.40 Uhr am 4. Mai betrat man letztendlich den Gang und fand die Leichen der drei Häftlinge.
Zwei Wachen kostete der Aufstand das Leben, achtzehn weitere wurden verletzt.
Weitere spektakuläre Fluchtversuche von der Insel
Insgesamt gab es in der 29jährigen Geschichte von Alcatraz 14 Fluchtversuche. Allerdings konnte keiner von ihnen offiziell als erfolgreich bestätigt werden. Die meisten Flüchtlinge wurden gefasst, einige starben während ihres Fluchtversuches. Nur insgesamt fünf Männer sind verschwunden. Die Behörden vermuten, dass sie in der kalten Bucht ertrunken sind – erwiesen ist dies allerdings nicht.
Dass das Gefängnis seine besten Tage hinter sich hatte, machte ein spektakulärer Ausbruch mehr als deutlich. Im Laufe der Zeit hatte die Feuchtigkeit und das Salzwasser die Bausubstanz erheblich angegriffen und den Beton aufgeweicht. So gelang es am 11. Juni 1962 drei Häftlingen, aus ihren Zellen auszubrechen. Mehrere Monate lang hatten sie mithilfe von Löffeln den Beton rund um die Lüftungsabdeckungen in der rückwärtigen Zellenwand weggekratzt und so ausreichend große Löcher geschaffen, durch die sie in den dahinter liegenden Versorgungskorridor gelangten. Von dort aus kamen sie über das Dach nach draußen und flüchteten mithilfe eines „Schlauchbootes“, das sie über Monate aus Regenmänteln und Klebstoff zusammengebastelt haben. Teile ihres Bootes wurden später an Land gespült. In ihre Betten legten sie über Monate aus Seife, Dreck, Haaren und weiß Gott was zusammengebastelte Kopfattrappen, wodurch ihr Verschwinden tatsächlich erst am nächsten Morgen bemerkt wurde. Die Leichen der drei wurden nie gefunden und wenngleich die Behörden davon ausgehen, dass sie ertrunken sind, besteht zumindest die geringe Chance, dass ihnen als einzigen ihre spektakuläre Flucht gelungen ist.
Im Oktober des gleichen Jahres gelang einem weiteren Mann der Ausbruch aus dem Gefängnis. Er hatte sich mit aufgeblasenen Handschuhen eine Schwimmhilfe gebaut und schaffte es tatsächlich ans Ufer der Bucht. Allerdings war er vom eiskalten Wasser derart unterkühlt, dass er quasi nicht mehr in der Lage war, sich zu bewegen. Letztendlich wurde er gefunden, musste sogar wiederbelebt werden und wurde wieder zurück auf die Insel gebracht. So richtig, richtig bitter, oder?
Die Besetzung von Alcatraz
Nach der Schließung rückte Alcatraz noch einmal in den Fokus der Öffentlichkeit, als die Insel 1964 von 40 Sioux-Indianern besetzt wurde. Sie demonstrierten für die Durchsetzung eines alten Vertrages, der ihnen die Nutzung von nicht mehr benötigtem Bundesgebiet zusicherte – der natürlich, wie alle anderen Verträge der USA mit den Ureinwohnern – nie eingehalten wurde. Diese erste Besetzung endete aber ziemlich rasch.
1969 machte die Vereinigung „Indians of All Tribes“ den USA höchst ironisch das Angebot, die Insel für Glasperlen und rotem Tuch im Wert von 24 Dollar zu kaufen. Im November des gleichen Jahres besetzten sie mit 80 Mann erneut die Insel. Das Medienecho und die Unterstützung der Bevölkerung waren enorm. Nach diversen Verhandlungen entschloss sich die Regierung allerdings, die Angelegenheit einfach auszusitzen und darauf zu warten, bis das öffentliche Interesse nachlassen würde – was auch funktionierte. Nach 19 Monaten der Besetzung war das Thema aus den Nachrichten verschwunden und die Zahl der Besetzer zusammengeschrumpft. Nachdem die Stimmung umschlug und Berichte über Kriminalität verbreitet wurden, konnte das FBI die Insel Mitte 1971 in seine Gewalt und die verbliebenen Indianer zurück ans Festland bringen.
Die Spuren der Besetzung kann man heute noch an vielen Stellen auf der Insel erkennen, beispielsweise an dem Schriftzug auf dem Wasserreservoir oder an diversen Gebäuden.
Alcatraz war auf jeden Fall eines der Highlights unserer Reise, wir fanden den Besuch der Insel extrem spannend. Ich kann euch wirklich nur empfehlen, Alcatraz als Station in San Francisco einzuplanen. Zu sehen, wie die Gefangenen ihr Leben auf dieser Insel fristeten, immer die doch so nah wirkende Skyline der Stadt vor Augen, das kann schon ganz schön bedrückend sein und hinterlässt definitiv einen Eindruck.
Wart ihr denn schon mal dort? Würdet ihr euch Alcatraz auch ansehen?
Mina
13 Juli 2019Wow! Leider war ich noch nie in San Francisco und habe somit auch Alcatraz noch nie gesehen. Aber ich finde deinen Bericht so richtig beeindruckend und würde definitiv einen Besuch einplanen, wenn ich je nach San Francisco komme.
Bei den Fluchtversuchen musste ich an den Film „Die Verurteilten“ denken, ich weiß der spielt nicht in Alcatraz, aber das durch-die-Wand/Beton-Kratzen hat mich daran erinnert.
Ich habe jetzt auf jeden Fall einiges dazu gelernt und hoffe, dass ich das auch alles mal mit eigenen Augen erleben darf!
Beauty Mango
15 Juli 2019Alcatraz stand iwie nie so wirklich auf meiner Liste, aber nach deinem Beitrag würde ich das echt gern mal sehen!
Krissy
15 Juli 2019Ich habe Alcatraz tatsächlich nur vom Pier aus gesehen und habe es nicht besucht…das bereue ich jetzt gerade etwas. Ein super informativer Beitrag…Danke!
Beauty Butterflies
18 Juli 2019Ich fand Alcatraz damals auch wahnsinnig interessant und empfehle es jedem, der mich nach Tipps für San Francisco fragt. Das lohnt sich absolut!
Larissa
29 Juli 2019Natürlich kennt man die Gefängnisinsel aus dem Fernsehen, aber auf deinen Bildern sieht sie so viel lebendiger aus. Wenn wir bei unserer nächsten Rundreise in den Westen kommen, dann steht Alcatraz definitiv auf der Liste.
Liebe Grüße,
Larissa
(https://salutmavie.de)